Einweihung des Neubaus des Fraunhofer- Entwicklungszentrums Röntgentechnik in Fürth

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Am 11. Juli 2013 war es soweit: Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS weihte gemeinsam mit Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch den Neubau für den Bereich Entwicklungszentrum Röntgentechnik in Fürth-Atzenhof ein. Dort werden künftig Technologien und Verfahren für die zerstörungsfreie Materialprüfung entwickelt und optimiert.

Das Entwicklungszentrum Röntgentechnik ist ein Institutsbereich des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen. In dem Neubau in Fürth-Atzenhof auf dem Gelände des Golfparkareals werden die Wissenschaftler der Abteilungen »Anwendungsspezifische Methoden und Systeme«, »Berührungslose Mess- und Prüfsysteme« und »Prozessintegrierte Prüfsysteme« forschen. »Unsichtbares sichtbar machen mit modernster Röntgentechnologie – das ist die Kernkompetenz unseres neuen Standorts in Fürth-Atzenhof«, erläutert Prof. Albert Heuberger, Leiter des Fraunhofer IIS. »Hier werden neueste Technologien zur zerstörungsfreien Materialcharakterisierung entwickelt«, ergänzt der Bereichsleiter Prof. Randolf Hanke.

»Die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolge des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik haben diesen Neubau hier in Fürth möglich und notwendig gemacht. Damit stärkt die Fraunhofer-Gesellschaft ihre Präsenz in einer der wichtigsten Technologieregionen Deutschlands«, erläutert Prof. Alfred Gossner, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft. Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch unterstreicht den Pioniergeist des Fraunhofer IIS: »Wer Zukunft sehen will, muss nach Fürth kommen. In dem modernen Neubau des Entwicklungszentrums Röntgentechnik des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS arbeiten Pioniere der Zukunft. Innovationsstärke, Zukunftskraft, internationale Spitzenklasse –dafür steht das Entwicklungszentrum und dafür steht Bayern«.

 

Neue Verfahren für Materialcharakterisierung

Insgesamt 170 Mitarbeiter, die derzeit noch an unterschiedlichen Standorten tätig sind, arbeiten künftig alle am Golfpark in Fürth-Atzenhof im Bereich der zerstörungsfreien Prüfung sowie der Analyse neuer Bauteile und Materialien. Prof. Randolf Hanke leitet den Bereich Entwicklungszentrum Röntgentechnik: »Es freut mich außerordentlich, dass in unserem Neubau in Fürth-Atzenhof nun alle Abteilungen des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik untergebracht ist. Das ermöglicht uns, unsere verschiedenen Mess- und Prüftechnologien zu bündeln und so ein international agierendes Zentrum für zerstörungsfreie  Bauteilprüfung und Materialcharakterisierung in Süddeutschland aufzubauen – effektiv, nachhaltig und schnell zusammen mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.«

 

CT-Röntgengeräte der Superlative in Fürth

Schon jetzt hat das Entwicklungszentrum Geräte der Superlative vor Ort: So ist auf dem Gelände bereits der größte Computertomograph der Welt, XXL-CT, zu finden, mit dem das Röntgen eines Autos oder eines kompletten Seefrachtcontainers möglich gemacht wird (siehe Pressefoto). Und ebenso entwickelten die Forscher die kleinste transportable Computertomographie-Anlage, CTportable, die im mobilen Einsatz für zerstörungsfreie Prüfungen von kleinen Proben aus der Elektro-, Kunststoff-, Textil- oder Keramikindustrie ist. Der Longcore Portal Computertomograph erlaubt es zudem, bis zu drei Meter lange Bohrkerne zerstörungsfrei zu analysieren, um aus der inneren Struktur auf die geologische Gegebenheit rückschließen zu können.

 

Von der Röntgentechnik über laserbasierte Verfahren hin zu Thermographie

Das Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik ist vorrangig für die Luft- und Raumfahrt, die Automobilindustrie, die Agrarwirtschaft sowie die Sicherheitsindustrie tätig. Die röntgentechnische und computertomographische Kernkompetenz wird ergänzt durch Ultraschalltechnik, optische und laserbasierte Messmethoden sowie Thermographie. Diese finden u. a. Einsatz in der Materialcharakterisierung und der Bauteilprüfung von Flugzeugkomponenten z. B. für Kabinentüren in Carbon-Leichtbautechnik oder Helikopter-Rotoren. Zudem untersuchen die Wissenschaftler Karosserie- und Fahrwerksteile, wie Leichtmetallräder, Lenkgehäuse oder Querlenker. Dabei kombinieren sie verschiedene Modalitäten wie Röntgentechnik und optische Prüfverfahren, die sich unterschiedlichster Bildaufnahmetechnologien, wie Laser, optischer Scanner oder höchstauflösender Kameras, bedienen.

Weitere Forschungsthemen des Entwicklungszentrums Röntgentechnik liegen in den Bereichen Energietechnik, z. B. der Prüfung von Windkraftrotorblättern, und der Elektronik und Halbleitertechnologie zur Analyse von Aufbau- und Verbindungstechniken. Ebenso bedeutend sind die Bereiche Materialtrennung und -sortierung für Recycling sowie Sicherheitstechnologien. Hier stehen die zerstörungsfreie Prüfung von Transportgut und die Gepäck- und Containeruntersuchung im Mittelpunkt.

 

5300 Quadratmeter Büro- und Laborfläche

Im Jahr 2008 hat das Fraunhofer IIS mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Freistaats Bayern in der Flugplatzstraße in Fürth das 20 000 Quadratmeter große Grundstück erworben, auf dem nun der Neubau eröffnet wird. Das Gebäude ist für rund 220 Personen mit 140 Büros, Laborräumen und Werkstätten auf über 5300 Quadratmetern konzipiert. Ein angeschlossener Hörsaal ermöglicht zudem, Theorie und Praxis unmittelbar vor Ort zu verbinden. Acht Besprechungs-, Seminar- und Schulungsräume sowie eine Kantine runden das Raumangebot ab. Die Gesamtbausumme beläuft sich auf 20 Millionen Euro, die gemeinsam vom Bund und vom Freistaat Bayern getragen wird. Auch das Büro der Fraunhofer-Allianz Vision wird zukünftig am neuen Standort in Fürth-Atzenhof angesiedelt sein. Angeschlossen an den Neubau ist die 2010 eröffnete Hochenergie-Testhalle mit 400 Quadratmetern und ca. vier Millionen Euro Baukosten.

Der Bau entstand nach einem Entwurf der Beeg Lemke Architekten GmbH. Je nach Lichteinfall ändert sich die Farbe der Fassade von Dunkelblau über Silber bis hin zu Gold. Die zentralen Arbeitsbereiche des Gebäudes fügen sich zu einem wellenförmigen Band, das um eine Achse schwingt. Mit der Verbindung von Foyer, Seminarräumen und einem Café wird eine kommunikative, flexibel vernetzbare Organisationsstruktur mit kurzen Wegen geschaffen.