Bewegtbild-Experte Dr. Fößel: Ein Vermittler zwischen Ingenieuren und Kreativen

Dr. Siegfried Fößel leitet am Fraunhofer IIS die Abteilung Bewegtbildtechnologien – und seit Oktober 2018 auch den Studiengang Technik an der Hochschule für Fernsehen und Film HFF München. Dort vermittelt er gemeinsam mit Lehrstuhlinhaber Prof. Peter C. Slansky neue Technikentwicklungen an filmschaffende Studierende.

Herr Dr. Fößel, wie kam es zu Ihrer Berufung als Abteilungsleiter an der HFF?

Ich arbeite seit 20 Jahren im Bereich »Digitales Kino« und habe dabei auch bereits mit der HFF kooperiert. Als mein Vorgänger Prof. Franz Kraus in den Ruhestand ging, schlug er mich als seine Nachfolge vor. Was mich persönlich an dieser Aufgabe interessiert: Üblicherweise arbeiten Ingenieurinnen bzw. Ingenieure und Kreative getrennt voneinander, es gibt kaum Austausch. Die Position an der HFF ermöglicht es mir, hier eine engere Verbindung zu schaffen.

Welche Aufgaben nehmen Sie an der HFF konkret wahr?

Meine Hauptaufgaben liegen darin, beratend tätig zu sein, Seminare anzubieten und die Studienprogramme weiterzuentwickeln. Schließlich fließt zunehmend mehr Technologie in die Filmproduktion ein – und dieser Trend sollte sich auch im Lehrplan wiederfinden. Bislang steht bei der Lehre eher der kreative Aspekt im Vordergrund.

Dr. Siegfried Fößel
© Fraunhofer IIS/Karoline Glasow
Dr. Siegfried Fößel spricht im Interview über seine beiden Funktionen beim Fraunhofer IIS und bei der Hochschule für Fernsehen und Film HFF München.

Wie profitieren die Hochschule und das Fraunhofer IIS von Ihrer Doppelfunktion?

Fangen wir mit der Hochschule an: Ihre Hauptarbeit liegt in der Lehrtätigkeit – es bleibt wenig Zeit für die Beschäftigung mit neuen Technologien. Allerdings steht nach dem Wechsel von analogen zu digitalen Kameras nun auch in der restlichen Produktionskette die Digitalisierung an. Es ist daher gut, wenn jemand das Know-how in punkto Technologien mit in diese kreativen Prozesse einbringt. Auch für das Fraunhofer IIS ist eine solche Vernetzung sinnvoll: Oftmals fehlt in dem technisch orientierten Umfeld das Feedback, wie Nutzerinnen und Nutzer die Technologie verwenden. Für Fraunhofer ist es daher extrem wichtig, neue Technologien an der HFF testen zu können – wie etwa in Kürze die Lichtfeldproduktion.

Welche Meilensteine gab es beim digitalen Kino in den letzten Jahren?

Die Digitalisierung des Kino war für mich der Einstieg in die szenische Filmproduktion. Bereits 2005 haben wir erste Spezifikationen erstellt und Zertifizierungstests für Hollywood durchgeführt. Viel wichtiger ist jedoch die Frage: Was kommt als nächstes? Hier sehe ich ganz klar die räumliche Filmproduktion. Zudem müssen wir auch den Einfluss der Streamingdienste und Podcasts berücksichtigen. Insgesamt kommt in der digitalen Filmproduktion nun eine viel stärkere Vernetzung und Optimierung der Arbeitsabläufe auf uns zu ähnlich wie in anderen Bereichen der 4.0 Bewegung.

An welchen Themen arbeitet Ihre Abteilung am Fraunhofer IIS derzeit?

Wir haben drei Schwerpunkte: Zum einen entwickeln wir Produktionstools fürs Kino, genannt easyDCP, sowie für immersiven, einhüllenden Klang, zum anderen entwickeln wir Codecs und Systeme für Video over IP. Der dritte Schwerpunkt sind Tools für Lichtfeldfilme, bei denen sich Szenen noch in der Postproduktion verändern lassen.

 

Das Interview führte Dr. Janine van Ackeren

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