Röntgen in Übergröße: »Land der Ideen« zeichnet Fraunhofer Röntgentechnik aus

Presseinformation /

Das Fraunhofer IIS in Fürth-Atzenhof ist Preisträger im Wettbewerb »365 Orte im Land der Ideen«. In der europaweit einzigartigen Testhalle werden neue Computertomographie-Methoden zur zerstörungsfreien Prüfung großer Bauteile entwickelt.

Nicht nur Menschen müssen sich ab und zu röntgen lassen. Auch Gegenstände werden in Industrie und Forschung durchleuchtet, um unsichtbare Schäden aufzudecken oder die Qualität von Materialien zu prüfen. Bisher mussten große und dickwandige Objekte dafür zunächst in ihre Einzelteile zerlegt werden. In Fürth hat das Fraunhofer-Institut nun eine 400 Quadratmeter große Testhalle errichtet, in der auch Werkstoff- und Bauteile im XXL-Format zerstörungsfrei untersucht werden können. Herzstück des Hochenergie-CT-Geräts in der Testhalle ist der Linearbeschleuniger. »Die Halle ist europaweit einzigartig. Wir erforschen hier neue Methoden, um etwa Auto- und Flugzeugkomponenten sowie Frachtcontainer zu inspizieren«, erklärt Prof. Randolf Hanke vom Fraunhofer IIS.

Es geht aber auch ganz klein: Mit seinen 19 Kilogramm und Abmessungen von nur 35x30x23 cm ist der Computertomograph »CTportable« das weltweit kleinste Gerät seiner Art. Das mobile CT-System findet überall dort Anwendung, wo ein Einsatz in wechselnden Laboren wünschenswert ist, z. B. an Universitäten und Forschungsabteilungen von Industrieunternehmen.

Anlässlich der Preisverleihung betonte Oliver Fern von der Deutschen Bank: »Neue Materialien, Bauteile und Fertigungsprozesse spielen zunehmend eine wichtige Rolle für Innovationen. Die Computertomographie des Fraunhofer-Entwicklungszentrums bringt weltweit sowohl Sicherheit als auch höhere Flexibilität im Frachtverkehr.«

Hintergrund LINAC-Testhalle
Der Linearbeschleuniger (engl. »Linear Accelerator«, kurz »LINAC«) ist für bestimmte Prüfaufgaben besser geeignet als herkömmliche Röntgenanlagen: Größere bzw. dickwandigere Materialien können aufgrund der höheren Energien durchstrahlt werden. Im LINAC werden Elektronen auf gerader Bahn beschleunigt, beim Aufprall auf ein Röntgentarget abgebremst und erzeugen dabei hochenergetische Röntgenstrahlen, die z. B. in der Medizin zur Zerstörung von Tumoren therapeutisch verwendet werden können. Die meisten Kliniken verfügen über solche Geräte.

Aber auch im Bereich der zerstörungsfreien Prüfung können zahlreiche Branchen künftig von den Entwicklungen des Fraunhofer EZRT auf dem Gebiet der LINAC-Computertomographie profitieren. Die Einsatzgebiete reichen von der Detektion von Gefahr- und Schmuggelgut, z. B. in Seefrachtcontainern, über die Qualitätskontrolle und Fehleranalyse im Automobilsektor bis hin zur Prüfung von Flugzeugflügeln.
Die LINAC-Testhalle in Fürth-Atzenhof ist in dieser Bauweise europaweit einzigartig. Angrenzend an die Testhalle wird bis 2013 ein internationales industrielles Röntgen- und CT-Zentrum entstehen, das weitere Kompetenzen der zerstörungsfreien Prüfung bündelt. Neben dem Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT werden darin auch Forscher aus den Fachabteilungen »Prozessintegrierte Prüfsysteme« und »Berührungslose Mess- und Prüfsysteme« sowie die Geschäftsstelle der Fraunhofer Allianz »Vision« in die neuen Räume einziehen.