Wissen, was ältere Menschen wollen: Fraunhofer IIS und Universität eröffnen »Zentrum für alternsgerechte Dienstleistungen (ZAD)« in Nürnberg

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Am 19. Juni 2013 haben das Fraunhofer IIS und die FAU Erlangen-Nürnberg mit dem »Zentrum für alternsgerechte Dienstleistungen (ZAD)« in Nürnberg eine zentrale Anlaufstelle eröffnet, die Unternehmen und Privatpersonen zu den Themen Alter(n) und demografische Chance informiert. Für Unternehmen stellt das ZAD individuelle Konzepte und Lösungen für die Produkt- und Dienstleistungsentwicklung und das betriebliche Altersmanagement bereit, während Privatpersonen umfassende Informations-, Beratungs- und Diagnostikangebote, etwa zum Thema Altern und Gedächtnis, vorfinden. Das ZAD unterhält eine eigene Koordinationsstelle, zentrumsnahe Räumlichkeiten in Nürnberg sowie einen barrierefreien Internetauftritt (www.zad-nuernberg.de).

Der demografische Wandel, die Alterung der Gesellschaft in Kombination mit einer anhaltend niedrigen Geburtenrate, ist längst gesellschaftliche Realität geworden und beschäftigt politische und wirtschaftliche Akteure gleichermaßen. Welche Bedeutung das Thema auch für die Politik hat, unterstrich Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel: »Der demografische Wandel ist ein immens wichtiges Thema für die Zukunft unseres Landes. Zur Bewältigung dieser Herausforderung brauchen wir engagierte Akteure mit einer innovativen Herangehensweise – wie das ZAD. Denn es gilt, den demografischen Wandel auch als Chance zu begreifen.«

Gemeinsam einen Beitrag zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen leisten – das ist Ziel sowohl der Fraunhofer-Arbeitsgruppe Supply Chain Services SCS wie auch der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Universität wird dabei vertreten durch das Institut für Psychogerontologie IPG (Prof. Dr. Frieder R. Lang) und den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik 1 (Prof. Dr. Kathrin M. Möslein). »Dieses neue Kooperationsprojekt macht den Forschungsstandort Erlangen-Nürnberg noch attraktiver«, sagt Prof. Dr. Antje Kley, die Vizepräsidentin für Lehre der FAU Erlangen-Nürnberg. Als disziplinenübergreifende Initiative vereint das ZAD somit die Expertise der Alternsforschung sowie der Psychologie, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit einer unternehmerischen Praxis­perspektive, die einen klaren Fokus auf betriebliche Machbarkeit und Rentabilität von Konzepten legt. Gepaart mit technischem Know-how und einem markt- und anwendungsnahen Denken erlaubt dies die Entwicklung individuell auf das Unternehmen zuge­schnittener Lösungen aus einer Hand. Diese Synergie betont auch Prof. Dr.-Ing. Albert Heuberger, Institutsleiter des Fraunhofer IIS: »Gerade die Verknüpfung von leistungsfähiger Technik und Dienstleistungen wird in Zukunft individuellen Kundenwünschen, speziell älterer Kunden, gerecht werden.«

Ganz gleich ob es um die alternsgerechte Produkt- und Dienstleistungsentwicklung, Arbeitsplatzorganisation, oder die betriebliche Zukunftsstrategie im Allgemeinen geht – umfangreiche Beratung und der Einsatz fundierter, wissenschaftlich evaluierter Werkzeuge ermöglichen die erfolgreiche Bearbeitung auch komplexer und spezifischer Herausforderungen wie etwa: Welche Rolle spielen Menschen ab 50 Jahren heute und in Zukunft für einen Betrieb? Wie kann einerseits ihr Marktpotenzial erfolgreich erschlossen werden? Wie kann andererseits die Produktivität und Innovationsfähigkeit der Mitarbeiter im Unternehmen erhalten und gefördert werden? »Das ZAD als Dreh- und Angelpunkt für Dienstleistungsinnovation verknüpft Unternehmen, Arbeitnehmer, Kunden und Forscher im Themenfeld und inspiriert alle, die Altern als Motor und Treiber für Innovationen und Lösungsentwicklung verstehen!«, betont Prof. Möslein.

Produktivität und Wohlstand führen erfahrungsgemäß auch zu einem längeren Leben. Aber viele Menschen sorgen sich, wie ihr Alter für sie sein wird: Das ZAD will daher Angebote und Lösungen für ein langes Leben in Gesundheit und Selbstbestimmung voranbringen. Aus diesem Grund werden im ZAD auch diejenigen einbezogen, die sich mit dem Altern schon gut auskennen. Das neue Zentrum koordiniert mit dem Seniorenbeirat für die Produktentwicklung (SEN-PRO) über 100 engagierte Menschen im Alter von 60 bis 90 Jahren, die beispielsweise neue Produkte und Dienstleistungen testen und beurteilen sollen. Es bietet darüber hinaus in Kooperation mit dem Gedächtniszentrum des Instituts für Psychogerontologie eigene Dienstleistungen rund um das Thema Altern an. Dazu gehören insbesondere die Diagnostik und Beratung bei nachlassenden Gedächtnisleistungen, vielfältige Trainingsangebote für Betroffene wie auch für Angehörige von älteren Menschen sowie Beratung rund um die Themen Verkehr und Mobilität. »Vieles muss gar nicht neu erfunden werden, weil es sich gut bewährt hat«, sagt Prof. Frieder Lang. »Jeder Wandel braucht auch Kontinuität, wenn er gelingen soll. Gerade hierin liegt eine der großen Stärken in der Zusammenarbeit von Jung und Alt.«

Die Service-Factory Nürnberg (SFN) ist ein Projekt der Fraunhofer-Arbeitsgruppe Supply Chain Services SCS und im Rahmen der Dienstleistungsforschung und -entwicklung in der Metropolregion tätig. Das ZAD ist wiederum ein Teilprojekt der Service Factory Nürnberg.