Ein ASIC für den supraleitenden Quantencomputer

Skalierbare Elektronik für Qubits

© Fraunhofer IIS

Damit Quantencomputer in Zukunft skalierbar und praxistauglich werden, entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IIS im Forschungsprojekt »SHARE – Scalable Hardware and Systems Engineering« neue, speziell angepasste Steuer‑ und Auslese‑Elektronik. Im Fokus stehen kompakte, energieeffiziente Schaltungen. Eine miniaturisierte ASIC‑Plattform soll Qubits zuverlässig und rauscharm ansteuern und so die Skalierung auf viele Qubits erleichtern – und damit den Weg zu größeren, leistungsfähigeren Quantenprozessoren ebnen.

Von der Laborsteuerung zum integrierten Quantensystem

Wir entwickeln zwei spezialisierte Steuer-ASICs für Quantenprozessoren, um den Übergang von heutigen Laboraufbauten zu kompakten, energieeffizienten Systemen mit hoher Kanaldichte zu ermöglichen. Unsere Arbeiten verbinden Schaltungsdesign, Systemintegration und präzise Messtechnik unter realen Bedingungen, d.h. wir erforschen das gesamte System von der Raumtemperatursteuerung bis zur Integration im Kryostaten inhouse.

Effiziente Signalverarbeitung bei Raumtemperatur

Der erste Chip arbeitet bei Raumtemperatur als analoger Hochfrequenzsender. Ein extern erzeugtes Basisbandsignal wird über eine zweistufige Frequenzumsetzung auf die Zielfrequenz gebracht, wodurch unerwünschte Nebensignale effektiv unterdrückt werden. Der Fokus liegt auf kompakter Bauweise, höherer Kanaldichte und geringerem Energieverbrauch. Eine besondere Herausforderung ist die Filterung: Integrierte, platzsparende Filter vereinfachen das Design, erreichen aber nicht immer die Qualität externer Komponenten. Wir untersuchen daher, ob die erforderliche Signalgüte vollständig On-Chip realisierbar ist oder ob gezielt externe Filter eingesetzt werden sollten. Die Erzeugung des Basisbandsignals erfolgt zunächst außerhalb des Chips.

Steuerung in der Kälte – Elektronik nahe am Quantenprozessor

Langfristig verlagern wir die Elektronik in unseren Kryostaten und betreiben sie bei 4 Kelvin (−269 °C) in unmittelbarer Nähe zum Quantenprozessor. Kurze, supraleitende Verbindungen minimieren Verluste, verbessern die Signalqualität und senken den Wärmeeintrag auf die Qubits – entscheidend für die präzise Steuerung vieler Kanäle. Die niedrige Temperatur ermöglicht besonders energieeffiziente, rauscharme Schaltungen und erhöht die Kanaldichte deutlich. Herausforderungen wie fehlende zuverlässige Simulationsmodelle für die sich stark veränderten Bauelementeigenschaften bei 4 Kelvin begegnen wir mit messbasierter Modellbildung sowie kalibrierbaren und adaptiven Schaltungen. Da die verfügbare Kühlleistung stark begrenzt ist, setzen wir auf gepulsten Betrieb, konsequentes Abschalten außerhalb der Pulse und gemeinsam genutzte Ressourcen.

Datenschutz und Datenverarbeitung

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Sehen Sie, wie am Fraunhofer IIS Chips entwickelt werden, um supraleitende Qubits effizient anzusteuern – ein zentraler Baustein für skalierbares Quantencomputing.

Erste Ergebnisse: Chip steuert Qubits bei Raumtemperatur an

Mit der erfolgreichen Simulation von Schaltungen für unterschiedliche Temperaturbereiche und der Entwicklung erster ASICs wurden bereits wichtige Grundlagen geschaffen. Aktuell können Qubits bei Raumtemperatur angesteuert werden und erste Messergebnisse komplexerer Schaltungen bei 4 Kelvin zeigen die erwartete Funktionalität und lassen auf eine Verbesserung des Signal-zu-Rauschverhältnis schließen. In den nächsten Schritten liegt der Fokus auf weiteren Messungen bei 4 Kelvin, deren Ergebnisse als Basis für weitere Optimierungen dienen. Parallel dazu wird an der Fertigung von Demonstratorboards gearbeitet, um die entwickelte Technologie umfassend zu erproben und an realen Qubits zu verifizieren. So wird die Entwicklung Schritt für Schritt zur Marktreife vorangetrieben.

Mehr zum Projekt SHARE erfahren Sie in unserem Online-Magazin

In spannenden Beiträgen und Interviews geben unsere Forschenden exklusive Einblicke in ihre Arbeit, erläutern Hintergründe und erzählen, was das Projekt so besonders macht.

 

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