Mehr Vernetzung, große Anerkennung: Prof. Dr. Ute Schmid ist ab sofort EurAI Fellow

29. Juni 2022 | Interview mit Prof. Dr. Ute Schmid, Expertin für Explainable AI

In der European Association for Artificial Intelligence (EurAI) kommen wissenschaftliche Institutionen zusammen, die sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen. Jährlich werden etwa 3% der Mitglieder EurAI Societies zum EurAI Fellow gekürt. Unter den diesjährigen vier neuen Fellows wurde auch Prof. Dr. Ute Schmid ausgezeichnet. Die Professorin für Angewandte Informatik, insbesondere Kognitive Systeme, an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Projektleiterin der Gruppe Comprehensible AI am Fraunhofer IIS erklärt, was die Auszeichnung für sie und ihre Forschung bedeutet und blickt auf ihre Forschungsergebnisse der letzten Jahre zurück.

Frau Prof. Dr. Ute Schmid, herzlichen Glückwunsch zur Ernennung zum EurAI Fellow. Was bedeutet die Auszeichnung für Ihre Forschung?

Ich bin gespannt auf die stattfindenden Netzwerktreffen und den Austausch mit EurAI Fellows. Ich kenne natürlich viele der Kolleginnen- und Kollegen schon über viele Jahre persönlich oder durch Publikationen und freue mich sehr, wenn sich neue Verknüpfungs- und Vernetzungsmöglichkeiten ergeben. Ich glaube, dass die Sichtbarkeit als EurAI Fellow durchaus als Qualitätssiegel zu sehen ist. In dieser Hinsicht kann es natürlich auch für Projekte, neue Projektpartner und Kooperationen bei Fraunhofer mittelfristig sehr positive Auswirkungen haben. EurAI Fellow zu sein ist ein Ausweis, der bestätigt, dass man bereits sehr lange erfolgreich im Bereich KI forscht.

Und für Sie persönlich?

Für mich bedeutet das eine ganz große Ehre und Auszeichnung, in diesen Kreis aufgenommen worden zu sein. Wenn man sich die Liste der EurAI Fellows anguckt, dann sieht man da die ganz großen wichtigen Namen der europäischen und deutschen KI-Forschung. In Deutschland ist darunter zum Beispiel Professorin Elisabeth André aus Augsburg, die sich mit Affective Computing beschäftigt. Oder Professor Wolfram Burgard, einer der bekanntesten Robotiker im Bereich KI und Professor Bernhard Nebel, der international prägend für den Bereich KI-Planung ist. Einer der Gründerväter der EurAI Fellows stammt außerdem aus Nürnberg: Der KI-Pionier Wolfgang Bibel, der immer noch sehr aktiv ist. Ich befinde mich also in guter Gesellschaft.

In unserem Magazin-Interview von 2020 beschrieben Sie den Aufbau der Projektgruppe Erklärbare KI. Die Gruppe bestand damals aus Ihnen und einem Post-Doktoranden. Was haben Sie seitdem erreicht?

Gleich zu Beginn des Projekts bekamen wir eine Förderung des BMBF und des Stifterverbands für ein KI-Campus-Projekt. Hier werden Mittel für die Entwicklung und Umsetzung von Online-Lehrangeboten im Bereich KI gegeben. In CAI haben wir den Online-Kurs »Erklärbare KI für Ingenieurwissenschaften« umgesetzt, der sehr gut nachgefragt wird. Insgesamt haben wir uns breiter aufgestellt, indem wir uns über den Fokus auf Explainable AI hinaus erweitert haben: Wir adressieren die Themen der sogenannten dritten Welle der KI, welche neben Erklärbarkeit insbesondere hybride Ansätze, bei denen maschinelles Lernen und wissensbasierte Methoden kombiniert werden, sowie Methoden für Interaktivität beinhaltet. Zu diesen Themen haben wir mehrere Demonstratoren entwickelt. Die Use-Cases kommen dabei insbesondere auch von Unternehmen – wir haben gute Kontakte sowohl zu Unternehmen im Automotive Bereich als auch in der Digitalen Medizin. In beiden Bereichen ist unser Fokus auf hybrider, erklärbarer und interaktiver KI für die bildbasierte Diagnostik. Beispielsweise kombinieren wir visuelle Erklärungen und komplexere sprachliche Erklärungen. Unsere Ansätze dafür konnten wir dieses Jahr sehr erfolgreich auf verschiedenen Tagungen – beispielsweise der Innovative Applications of AI (IAAI-22) im Rahmen der AAAI-22 Konferenz – einreichen.

Außerdem hatten wir das Glück in einem großen BMBF-Projekt (hKI-Chemie) im Bereich human-zentrierte KI mit dabei zu sein und haben dafür einen weiteren Mitarbeiter, Emanuel Slany, einstellen können. Früher war er am Fraunhofer IIS bereits als studentische Hilfskraft angestellt – inzwischen promoviert er im Bereich Explainable AI.

Was haben Sie für weitere Pläne? Gibt es Angebote an die Industrie von Seiten der Projektgruppe?

Aktuell arbeiten wir an einem Bayerischen Verbundprojekt in der Förderlinie KI für KMUs. Dort kooperieren wir mit zwei KMUs im Bereich interaktives, erklärendes, maschinelles Lernen, vor allem zur Umsetzung von Methoden zur Erkennung und Reduktion von Biases bei Klassifikatoren.  Ansonsten stehen wir gerade am Beginn einer anderen spannenden Unternehmens-Kooperation, bei der es darum geht, aus unstrukturierten Textdaten mithilfe von hybriden und interaktiven inkrementellen KI-Ansätzen Modelle zu lernen, sodass es möglich ist, beispielsweise Kundenanfragen in einer komplexen Unternehmensstruktur, direkt den richtigen Sachbearbeitern zuzuordnen.

Im Kontext eines weiteren geplanten Projekts mit einem Unternehmen geht es darum, strukturierte Information aus Arztbriefen zu ziehen. Das ist Voraussetzung, um maschinelles Lernen anwenden zu können, das spezifische Muster im Zusammenhang mit bestimmten Diagnosen und darauffolgend auch Krankheitsverläufe zu erkennen-- also predictive analytics umzusetzen.

Frau Prof Dr. Ute Schmid, vielen Dank für das Gespräch!

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