125 Jahre Röntgenstrahlung: »Fraunhofer-Röntgenmobil« geht auf Tour

Ein vollwertiges, mobiles Röntgenlabor auf vier Rädern /

Erlangen/Fürth: Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Entdeckung der Röntgenstrahlung tourt das »Fraunhofer-Röntgenmobil« aktuell durch Deutschland. Es machte bei seiner ersten Station Halt an der Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums. Mit dem mobilen Labor wollen die Forschenden die immense Bedeutung der Entdeckung der Röntgenstrahlung verdeutlichen sowie das Wissen und das Verständnis insbesondere Museen zugänglich machen.

»Fraunhofer-Röntgenmobil«
© Fraunhofer IIS/Deutsches Museum
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Entdeckung der Röntgenstrahlung tourt das »Fraunhofer-Röntgenmobil« aktuell durch Deutschland.
Handschuh des deutschen Astronauten Klaus-Dietrich Flade
© Fraunhofer IIS/Deutsches Museum
Der deutsche Astronaut Klaus-Dietrich Flade hat diesen Handschuh bei einer Weltraummission auf der russischen Raumstation Mir getragen.
Röntgenuntersuchung des Handschuhs
© Fraunhofer IIS/Deutsches Museum
Die Röntgenuntersuchung zeigt den Restauratoren genau, wie sich das Innere des Handschuhs zusammensetzt. Die unterschiedlichen Materialschichten sind eindeutig erkennbar.

Die Entdeckung der Röntgenstrahlung jährt sich 2020 zum 125. Mal. Gleichzeitig würde ihr Entdecker Wilhelm Conrad Röntgen im Röntgenjahr 2020 seinen 175. Geburtstag feiern. Dies nahmen Forschende des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik EZRT des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS zum Anlass, das »Fraunhofer-Röntgenmobil« zu bauen. Es ist ein vollwertiges, mobiles Röntgenlabor auf vier Rädern. Das darin verbaute Röntgensystem CTportable160.90 arbeitet mit einer maximalen Spannung von 90 Kilovolt und ist in der Lage, leicht durchstrahlbare Objekte mit einer Höhe von bis zu 200 Millimetern und einem Durchmesser von bis zu 70 Millimetern bei einer Auflösung im Mikrometerbereich dreidimensional zu scannen. »Mit den 18 unterschiedlichen CT-Systemen, die wir für unterschiedlichste Anwendungen entwickeln und mit denen wir an unseren Standorten forschen, verfügen wir weltweit über eine einmalige Vielfalt an Anlagen. Deshalb war es nur konsequent, dass wir mit unserem mobilen Röntgenlabor nun einen neuen Weg eingeschlagen haben und so moderne CT-Technologie direkt zum Anwender bringen können. Das Röntgenjubiläum ist ein schöner Anlass für diesen Schritt«, freut sich Prof. Randolf Hanke, Bereichsleiter des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik EZRT in Fürth.

Station 1: Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums

Das erste Objekt, das mittels der mobilen CT-Anlage untersucht wurde, ist ein Raumfahrt-Handschuh, den der deutsche Astronaut Klaus-Dietrich Flade bei einer Weltraummission auf der russischen Raumstation Mir getragen hatte. Was sofort auffällt: Das Material sieht nicht mehr ganz reinweiß aus, wie man es von vielen Fotos kennt. »Der ursprünglich weiße Raumanzug hat sich im Laufe der Jahre stark verfärbt – gelb und sogar rosa«, sagt Charlotte Holzer, Textilrestauratorin beim Deutschen Museum.

»Wir versuchen, durch CT-Untersuchungen herauszufinden, aus welchen Schichten von welchen Materialien der Anzug genau besteht. Um daraus wiederum Schlüsse zu ziehen, wie sich dieser Verfärbungsprozess stoppen lässt und wie das Exponat erhalten werden kann.« Der Anzug besteht aus Synthetik-Stoffen mit einer Gummierung. Die muss er auch haben, um luftdicht zu sein. »Aber natürlich waren diese Anzüge reines Verbrauchsmaterial, ausgelegt auf eine kurze Verwendungsdauer«, erklärt Holzer.

An diesem Tag wurde noch ein weiteres Exponat durchleuchtet – genauer gesagt ein kleiner Teil davon: Es handelt sich um ein Holzstück des berühmten Gleiters von Otto Lilienthal. »Das ist ein bisschen wie beim Zahnarzt«, erläutert Quirin Küchle, Holzrestaurator des Museums. »Wir machen erst einmal Röntgenaufnahmen, die zeigen, wie schlimm die Löcher sind. Dann füllen wir die Löcher mit einer stabilisierenden Substanz. Und anschließend machen wir noch eine Röntgenaufnahme, um zu schauen, ob die Füllung hält.« Das Holz soll nämlich soweit stabilisiert werden, dass man den Gleiter wieder im Museum präsentieren kann. Holzwürmer hatten dem mehr als 125 Jahre alten Flugzeug stark zugesetzt. Da das Holz sehr brüchig ist, kam es den Restauratoren sehr entgegen, dass das CT-System zum Exponat kam – und nicht das Exponat zum CT-System muss.

Tour im Röntgenjubiläum – Newsletter für Journalisten

Die Digitalisierung des Europäischen Kulturerbes stellt sowohl eine gewaltige Herausforderung als auch eine nie dagewesene Chance zur Erschließung vergessener, unerkannter und bisher unzugänglicher Wissensquellen dar. Mittels unserem mobilen CT-System können wir Unsichtbares sichtbar machen und zur virtuellen Erfassung historisch bedeutsamer Objekte in Sammlungen und Museen beitragen.

Wenn Sie daran interessiert sind, bei einem Scan vor Ort dabei zu sein, nehmen Sie mit uns Kontakt auf! Wir werden trotz der Einschränkungen der Corona-Pandemie versuchen, rechtzeitig über geplante Termine in ganz Deutschland zu informieren.