Die letzten Geheimnisse der Chiffriermaschinen

Dank leistungsstarker Röntgentechnik wurde das Innere von 60 Chiffriergeräten aus der Sammlung des Deutschen Museums enträtselt

Ihr Innenleben gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen überhaupt – denn schließlich waren die Maschinen selbst Geheimnisträger: Chiffriermaschinen, mit denen Militär, Geheimdienste, aber auch Banken ihre Botschaften verschlüsselten. Im vergangenen Jahr wurden 60 dieser Chiffriergeräte aus der Sammlung des Deutschen Museums in einem besonders leistungsstarken Röntgengerät buchstäblich durchleuchtet. Auch die von den Nazis eingesetzte »Enigma« und ihr deutlich weniger bekannter Nachfolger, das Schlüsselgerät 41, wurden am Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT des Fraunhofer IIS in Fürth gescannt.

»Wir versprechen uns von diesem Forschungsprojekt neue Erkenntnisse über die Konstruktion der Chiffriergeräte und ihre Funktionsweise«, sagt die Kryptographie-Kuratorin des Deutschen Museums, Carola Dahlke. »Die Enigma ist recht gut erforscht, aber andere Chiffriergeräte lassen sich einfach nicht zerstörungsfrei öffnen.« Vor allem die Geräte der frühen Computerzeit geben viele Rätsel auf: Die Konstrukteure wollten natürlich das Innenleben der Maschinen vor unbefugten Einblicken schützen. »Manche Chiffriergeräte sind verschweißt oder sogar mit einer rätselhaften Masse gefüllt, die dafür sorgt, dass das Innenleben der Maschine zerstört wird, wenn man das Gehäuse öffnet«, verrät Carola Dahlke. Das Innenleben der Geräte erforschen kann man dank modernster Technik am Fraunhofer EZRT in Fürth trotzdem.

Vorsichtig werden die Chiffriermaschinen ausgepackt
© Fraunhofer IIS
Vorsichtig werden die Chiffriermaschinen ausgepackt

Den dortigen XXL-Scanner kann man sich ungefähr vorstellen wie einen Computertomographen beim Arzt – nur dass sich hier keine Röhre um einen Menschen herumdreht, sondern das Objekt auf einem Drehteller platziert wird und sich dreht, während die Röntgenquelle an ihrem Platz bleibt. Und auch die Röntgenquelle ist viel stärker als bei einem medizinischen Gerät. »Das ist nötig, da die Objekte zu einem großen Teil aus Metall bestehen und für konventionelle Röntgenröhren damit schwer zu durchdringen sind«, erklärt Nils Reims, Projektleiter 3D-Cipher am Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT. So lassen sich auch die letzten mechanischen Geheimnisse der streng geheimen Chiffriergeräte ans Licht bringen.

Das Röntgenbild einer Kryha-Chiffriermaschine
© Deutsches Museum/Fraunhofer EZRT
Das Röntgenbild einer Kryha-Chiffriermaschine