Fehlerfreie Picking-Prozesse mit Kommissionier-Armband und Nahfeldortung

19. Oktober 2021 | Tobias Dräger erläutert im Interview, wie Kommissionierende mit Nahfeldortung Pickfehler erkennen.

Tobias Dräger entwickelt am Fraunhofer IIS Lösungen für Prozesse der »Industrie 4.0«. Ein intelligenter Einsatz induktiver Nahfeldortung zusammen mit einem Armband schafft ein System, das Fehler sofort meldet, macht manuelle Picking-Prozesse fehlerfreier. Wie dieses Assistenzsystem funktioniert, erklärt Tobias Dräger im Interview.

Wie induktive Nahfeldortung Kommissionierende unterstützt, Fehler zu vermeiden

Warum wollen Sie Picking-Prozesse, also manuelles Kommissionieren in Betrieben verbessern?

Tobias Dräger: Fehler zu machen ist menschlich. Zum großen Teil stellen in vielen Unternehmen Menschen Aufträge zusammen. Diese Picking-Prozesse sind nicht ganz fehlerfrei, denn beim manuellen Kommissionieren können Fehlgriffe passieren, die sich wirtschaftlich auswirken. Wir haben am Fraunhofer Institut die Nahfeldortung mit IndLoc entwickelt, um das zu vermeiden.

 

Wie funktioniert das Nahfeld-Ortungssystem?

Die Arbeiter trägt ein Wearable, das kann ein Handschuh sein oder ein Armband, dessen Bewegung von Indloc lokalisiert werden. Um das Regal herum erzeugen wir ein schwaches Magnetfeld. Wenn der Arbeiter in ein Fach greift, verändert sich das Magnetfeld, und die Software erkennt automatisch, um welches Fach es sich handelt und gleicht es mit dem Richtigen für den Auftrag ab. Die von uns entwickelte Ortungssystem IndLoc kann Bewegungen sehr genau lokalisieren. Passiert ein Fehlgriff, kann der Arbeiter sofort gewarnt werden und er bekommt einen Korrekturvorschlag.

 

Es gibt schon andere Systeme, die mit LEDs das richtige Fach anzeigen. Was ist das Besondere an Ihrer Technologie mit induktiver Nahfeldortung?

Es entfallen die Scanprozesse, mit denen der Arbeiter sonst eine Entnahme quittierten muss. Das Armband hat nur eine passive Spule, ähnlich wie ein klassischer RFID-Transponder, daher braucht das zu ortende Objekt keine eigene Energiequelle. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Technologie der Nahfeldortung. Das Ortungssystem lässt sich zudem leicht nachrüsten und an die individuellen Örtlichkeiten im Unternehmen anpassen. Es muss auch nicht immer ein Regal sein. Der Bereich, der überwacht werden soll, ist variabel in Größe und Geometrie.

 

Wo kann das Ortungssystem überall eingesetzt werden?

Wir entwickeln das Ortungssystem IndLoc weiter, nicht nur für Picking-Prozesse, sondern um damit auch Material- und Schüttgut zu erkennen. Inzwischen können wir nicht nur feststellen, wie voll eine Box ist, sondern ob sich zum Beispiel Schrauben mit M5 oder M4 Gewinde darin befinden. Es lassen sich aber auch andere leitfähige Objekte identifizieren, wie zum Beispiel unterschiedliche elektronische Komponenten.

 

 

Über Tobias Dräger

Tobias Dräger hat an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik/Sensorik studiert. Seit 2007 arbeitet er am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS mit den Schwerpunkten RFID und Embedded Hardware sowie drahtlose Übertragungstechnologien. 2018 übernahm er die Leitung der Gruppe „RFID und induktive Sensorsysteme“ die neben den Themen Embedded Hardware, drahtlose Energie- und Datenübertragung, NB-IoT und RFID auch das Thema der induktiven Nahfeldortung IndLoc® bearbeitet.

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