Einmalig präzise schalten und messen

Gut möglich, dass Schalter in Zukunft nicht mehr »klick« machen. Einem unserer Teams ist es gelungen, preisgünstige 3D-Hightech-Magnetfeldsensor-Chips zu entwickeln, mit denen Schalt-, Dreh- oder Kippbewegungen künftig magnetisch und völlig berührungslos wahrgenommen werden. Verschleiß gehört damit der Vergangenheit an. Die neuen Sensor-Chips sind einmalig präzise, weil in ihnen mehrere Messelemente sitzen, die Störungen von außen eliminieren.

Der Drehregler an der Mikrowelle, der Joystick für den Computer oder der Knopf für das Auto-Navi – Schalter begegnen uns im Alltag in vielen Formen. So verschieden sie sind, so haben sie doch meist eines gemein: Sie arbeiten mechanisch. Beim Drehregler an der Mikrowelle etwa wird die gewünschte Watt-Zahl über einen elektronischen Schleifkontakt eingestellt. Solche mechanischen Regler und Schalter haben Nachteile. Durch die Bewegung verschleißt das Material mit der Zeit, sodass die Schalter ausfallen. Außerdem arbeiten handelsübliche Schalter meist nur in einer Richtung bzw. Dimension – sie lassen sich entweder nur drehen, hin und her bewegen oder zur Seite kippen. Für moderne Anwendungen aber wären preisgünstige und verschleißfreie Schalter wünschenswert, die Bewegungen in alle Raumrichtungen und auch Rotationen zulassen – etwa für den Knopf im Auto, mit dem der Bordcomputer bedient wird. Ganz ohne Verschleiß ließe sich dieser drehen, drücken und in beliebige Richtungen kippen, um viele Funktionen ganz intuitiv anzuwählen.

Magnetfeldsensor erfühlt Bewegungen

Für derartige Anwendungen und vieles mehr haben unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Forschungsbereich Smart Sensing and Electronics in den vergangenen Jahren Magnetfeldsensoren entwickelt, die die Bewegung von Schaltern oder anderen Gegenständen berührungslos per Magnetfeld messen. Die Idee besteht darin, einen Schalter oder ein anderes Bauelement mit einem Magneten auszustatten, um dann mit dem Sensor dessen Position und Bewegung zu messen. Die neueste Entwicklung ist ein Mess-Chip, auf dem gleich vier 3D-Sensoren integriert sind – sogenannte Pixel-Zellen. »Dadurch misst unser 4-Pixel-Zellen-Chip mit bislang unerreichter Genauigkeit und das in allen Dimensionen«, erklärt Dr. Hans-Peter Hohe, Gruppenleiter am Fraunhofer IIS, der den neuen Chip zusammen mit seinem Kollegen Dr. Markus Stahl-Offergeld und seinem Team entwickelt hat.

Einfache Magnetfeldsensoren sind schon seit mehr als 50 Jahren auf dem Markt. Sie können aber nur Bewegungen in zwei Dimensionen wahrnehmen – z. B. wenn ein Magnet von links nach rechts vorbeibewegt wird, wenn er sich dem Sensor nähert oder sich von ihm entfernt. Komplexe Bewegungen wie im Navi-Knopf der Zukunft sind damit nicht möglich. »Dank der vier Pixel-Zellen können wir die Bewegungen eines Magneten jetzt erstmals in allen sechs Dimensionen messen«, betont Hans-Peter Hohe – zum einen in x-, y- und z-Richtung, sprich vor und zurück, nach links und nach rechts sowie nach oben und unten; zum anderen ist die Rotation um diese drei Achsen möglich. »Damit können wir die Bewegung eines Magneten jetzt vollständig erfassen, was viele neue Anwendungsgebiete eröffnet«, ergänzt Markus Stahl-Offergeld. Zugrunde liegt dieser Technologie der sogenannte Hall-Effekt.

Vierfach genau

Tatsächlich wird eine solche Messung erst durch die Kombination der vier Pixel-Zellen möglich, weil sich dadurch Störgrößen herausrechnen lassen. Diese erschweren es für gewöhnlich, ein Magnetfeld präzise zu vermessen. Ein Störfaktor ist beispielsweise das Erdmagnetfeld, dass sich stets leicht verändert, wenn man sich mit einem Fahrzeug von einem Ort zum anderen bewegt. Auch die Temperatur hat einen Einfluss auf die Messungen. Fällt die Temperatur, dehnt sich das Feld eines Magneten aus. Ein einzelner Sensor könnte das fälschlich als Bewegung des Magneten interpretieren – als Magneten, der sich vermeintlich auf den Sensor zubewegt. Solche Fehler lassen sich ausschließen, wenn man mehrere Pixel-Zellen geeignet kombiniert.

Mit der Kombination von vier Pixel-Zellen auf einem Chip haben die Forscherinnen und Forscher die Voraussetzung für den Einstieg in den Massenmarkt geschaffen – etwa in der Autoindustrie. Wollte man auf einer Platine vier einzelne Sensoren verlöten, müsste man viel Arbeit darauf verwenden, diese exakt zueinander auszurichten, damit sich keine Messfehler ergeben. Das würde die Fertigung aufwendig und teuer machen. Bei den neuen 4-Pixel-Zellen-Chips, die in Kürze vom Leistungszentrum Elektroniksysteme vertrieben werden, ist eine solch aufwendige Montage obsolet.

Präzisionskameras vermessen hochwertige Magnete

Das Team hat aber nicht nur den Massenmarkt, sondern auch anspruchsvolle Hightech-Anwendungen im Blick – z. B. Magnetfeld-Kameras. Solche Kameras sind in der Lage, das Feld von Magneten millimetergenau zu vermessen. Das ist wichtig, weil Magnete für anspruchsvolle Anwendungen wie im Elektroauto sehr gleichmäßige Magnetfelder haben müssen. Die neuen 4-Pixel-Zellen-Chips haben den Vorteil, dass der Abstand zwischen den einzelnen Pixel-Zellen nur noch ungefähr einen Millimeter beträgt – etwa die Hälfte des für Magnetfeld-Kameras derzeit üblichen Abstands.

Um das Messfeld einer großen Magnetfeld-Kamera zu fertigen, werden Dutzende von Pixel-Zellen-Chips nebeneinander auf die Platine gelötet. Je kleiner der Abstand zwischen den Chips bzw. zwischen den Pixel-Zellen, desto höher ist die Auflösung der Kamera – und desto genauer lässt sich ein Magnet vermessen. »In der Industrie gibt es schon länger den Wunsch nach höherer Auflösung. Mit dem 4-Pixel-Zellen-Chip, den wir zusammen mit einem Industriepartner entwickelt haben, setzen wir jetzt neue Maßstäbe«, sagt Markus Stahl-Offergeld.

Mit dem Design der neuen Chips hat das Team auch die Anwendung erleichtert. Die einzelnen 4-Pixel-Zellen-Chips lassen sich nach dem Daisy-Chain-Prinzip miteinander verknüpfen. Das bedeutet, dass nicht jeder Chip über ein eigenes Kabel mit dem Controller verbunden werden muss, sondern dass die Information der Chips nacheinander über eine einzige Datenleitung – ein BUS-System – ausgelesen werden kann. Das erleichtert die Montage von Kameras enorm. Derzeit befindet sich der Controller, der die Sensordaten ausliest, noch als separates Bauteil auf der Platine. In der nächsten Chip-Generation soll die Controller-Einheit in den Chip integriert werden. Dann liefert der Sensor nicht mehr nur Magnetfeldwerte, wie sie für Kameraanwendungen sinnvoll sind, sondern direkt die Position des Magneten, was die Fertigung von Schaltern ohne »Klick« oder ähnlichen Produkten noch weiter vereinfachen wird.

Wie können Bewegungen in sechs Dimensionen gemessen werden?

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Was ist eine sechsdimensionale Positionsmessung und wofür benötigt man sie?

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Kontakt

Hans-Peter Hohe

Contact Press / Media

Dr. Hans-Peter Hohe

Gruppenleiter

Fraunhofer IIS
Am Wolfsmantel 33
91058 Erlangen

Telefon +49 9131 776-4472

Markus Stahl-Offergeld

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Dr.-Ing. Markus Stahl-Offergeld

Senior Engineer

Fraunhofer IIS
Am Wolfsmantel 33
91058 Erlangen

Telefon +49 9131 776-4674